Sonntag, 9. April 2017

Wie eine Septemberbraut zur Aprilbraut wurde...

Ja, wie fängt man so einen Post nun am Besten an?
Da hat man mal eben seine Hochzeit abgesagt, alle Gäste ausgeladen und sein eigenes Ding gemacht. Das ist wohl die kürzeste Zusammenfassung für das, was in den letzten Monaten bei uns passiert ist.
Doch ganz so einfach und unkompliziert war das Ganze natürlich nicht. 
Drehen wir die Zeit ein wenig zurück...

Juni 2016 - der Liebste hat mir die Frage aller Fragen gestellt. "Willst du meine Frau werden?" - NATÜRLICH. Wir waren so unglaublich glücklich, haben direkt allen von der Verlobung berichtet und konnten mit der Planung für unsere Traumhochzeit gar nicht früh genug starten. 
Ursprünglich war es immer mein Wunsch, ganz klein und geheim zu heiraten. Mit den wichtigsten Menschen in unserem Leben und so, dass es sonst niemand mitbekommt.
Doch recht schnell war klar, dass das nicht realisierbar ist. Plane mal eine Hochzeitsfeier, ohne, dass es jemand erfährt. Nix da.
Es war klar, dass wir mit ca. 30 Gästen heiraten wollten. Location, Fotograf, Friseur, Dekoration, Save the Date Karten, soo so viel haben wir in kürzester Zeit organisiert. 
Ja, sogar unsere Eheringe mit dem Datum 08.09.2017 gab es recht schnell.
(Behaltet das im Hinterkopf. :-D)

Diese ganzen Planungen gingen ca. bis Anfang Dezember 2016. Das war der Zeitpunkt, an dem wir Stück für Stück die ersten Zweifel bekamen.
Privat kamen so unglaublich viele Baustellen und "Schicksale" dazu, welche uns immer nachdenklicher werden ließen.
Desto mehr kleine Details wir geplant haben, desto unsicher wurden wir. 
Wollen wir das wirklich? 
Ganz sicher?
So viel "Schnickschnack", braucht es das? Wollen wir das alles, obwohl es an diesem Tag doch eigentlich nur um uns gehen soll?
Noch dazu so viel Geld für einen einzigen Tag, an dem es doch eigentlich nur um uns gehen soll?
Trotz der Einschläge, werden alle Gäste an diesem Tag Spaß haben?
Werden wir glücklich sein? 
Werden wir uns einen Kopf machen, wenn einer mal nicht lacht und sich langweilt?
Werden wir nach der Hochzeit sagen können, dass wir alles genau so wieder machen würden?

Mit unseren Bedenken sind wir im Dezember zu unseren Trauzeuginnen gegangen. Wir haben viele Stunden geredet, Pro- und Kontralisten habe ich gemacht. Verrückt, wenn ich daran zurück denke.
Unsere Trauzeuginnen haben sich alles angehört und so reagiert, wie ich es mir insgeheim gewünscht haben: "Es ist euer großer Tag. Es geht nur um euch! Egal wie ihr euch entscheidet, wir stehen immer hinter euch und unterstützen euch in allem."

Wir waren sehr froh, unsere Beiden auf unserer Seite zu wissen, egal, ob wir die Hochzeit stattfinden lassen oder absagen. Wir haben zu zweit noch einige Gespräche geführt, dann war es eines abends klar... wir schauten uns an und wussten, dass wir die Hochzeit absagen möchten.
Wir waren in diesem Moment so erleichtert und glücklich, diese Entscheidung getroffen zu haben. 
Gleich am nächsten Tag haben wir unseren Trauzeuginnen von unserem Plan erzählt. Beide haben sich so sehr für uns gefreut, dass wir endlich eine Entscheidung getroffen haben!

Nun befinden wir zeitlich also kurz vor Weihnachten 2016. 
Wir möchten unsere Hochzeit absagen, für welche wir wenige Wochen vorher noch Save the Date Karten verschickt haben.
Ja, wie macht man das wohl am Besten? 
Die Ersten, nach unseren Trauzeuginnen, mit denen wir gesprochen haben, waren unsere Eltern. 
Ich hatte große Angst vor den Reaktionen. Ob sie es verstehen werden? 
Die Angst war letztendlich unbegründet.
"Macht bitte das, was EUCH glücklich macht. Wir nehmen euch nichts übel, gar nichts. IHR müsst glücklich sein und wir stehen immer hinter euch. Ganz egal, wie, in welchem Rahmen und wann ihr eure Hochzeit feiern möchtet."

Ich war so unglaublich erleichtert, das kann sich wohl niemand vorstellen.

Bis zum Ende des letzten Jahres wussten alle Gäste Bescheid, dass die Hochzeit im September nicht stattfinden wird. Doch eine Bitte hatten wir an unsere Gäste: "Bitte sagt KEINEM, dass wir die Hochzeit im September abgesagt haben. Behaltet es für euch."

Unser Plan, dass wir natürlich heiraten möchten und zwar schnell (!!) war bis zur Hochzeit streng geheim. Den Gästen haben wir gesagt, dass es private Umstände und Zweifel gibt, weshalb wir die Hochzeit im September absagen möchten, wir uns aber natürlich trotzdem lieben und heiraten möchten. Wann und wie steht aber noch nicht fest, das hat Zeit, haben wir gesagt. ;-)

Bis auf unsere Eltern und unsere Trauzeuginnen wusste NIEMAND, dass wir schon längst unsere Hochzeit im allerkleinsten Kreis geplant haben. 
Ja, es geht noch kleiner als 30 Gäste. 
Wir haben uns dafür entschieden, nur mit unseren Trauzeugen, Eltern und Geschwistern zu heiraten. 
Bei Instagram fleißig posten, dass man sich so sehr auf die große Hochzeit im September freut und die Tage zählt, bis es endlich soweit ist. Wie oft saß ich vor dem Handy und dachte mir: "Wenn ihr alle wüsstet, dass ich zwei Countdowns auf dem Handy habe." :-D

Also stand nun ein neuer Termin, der 07. April 2017. ♡ 

Wie oben schon geschrieben, hatten wir ja bereits Ringe mit dem 08.09.2017. 
Meine Angst: Die Ringe sind unbrauchbar. 
Wir haben direkt beim Juwelier nachgefragt, es war überhaupt kein Problem, die Gravur entfernen zu zu lassen und das neue Datum einzugravieren. Puuh, zum Glück! Die Mitarbeiterin dort hat sehr verdutzt reagiert, als ich fragte, ob man die Gravur ändern kann. Ihr Blick war urkomisch, sie wusste nicht ob sie mich trösten muss, weil die Namen nicht mehr stimmen oder es einfach eine Änderung im Datum gibt.



Ich konnte das alles zu dieser Zeit kaum fassen. Wir haben jedes Detail für unsere Septemberhochzeit geplant und jetzt? Schmeißen wir doch wirklich alles über Bord und heiraten im April, verrückt!

Von Tag zu Tag wurde ich glücklicher. Dieser "Druck" fiel ab und für mich das Schönste: Ich bekam meine Traumhochzeit von der NIEMAND etwas wusste. So, wie ich es mir von Anfang an gewünscht hatte.

Wir haben mit unseren Familien  zusammen die Details geplant.
Ich habe mich um den Ablauf gekümmert, von Blumen über Essen, Hochzeitstorte, Location und Co. und unsere Familien haben sich um die persönlichen Beiträge gekümmert. Wir können uns so glücklich schätzen, dass wir so wunderbare Unterstützung bekommen haben.

Als ich dann Ende Dezember auch mein Traumkleid gefunden habe, war es wirklich schwer, damit umzugehen. Ich wollte es mit allen teilen, ich war so unfassbar glücklich! Doch Moment! Die Gäste, die wussten, dass die Septemberhochzeit ausfällt und nichts von der neuen Hochzeit im April wussten, die durften von solchen Dingen natürlich nichts wissen. Wie erklärt man denn, dass man noch keine neuen Pläne hat, aber ein Kleid gekauft hat?

Viele Freunde und Kollegen haben mir Tipps gegeben, wollten wissen, wo genau wir im September heiraten, wollten Bilder sehen, wie ich mir den Brautstrauß und die Tischdecke vorstelle und noch so viel mehr! Vor fünf Wochen hat eine Kollegin noch gesagt, ich sollte jetzt noch nicht die ganze Deko kaufen, das hat ja noch Zeit! Hach, es war sooo schwer sich nicht zu verplappern. Bei jedem "Jetzt schon!? Ihr habt doch noch so viel Zeit bis September!" musste ich innerlich grinsen. "Hach, wenn ihr wüsstet, dass es nur noch wenige Wochen sind!"
Es war eine unbeschreibliche und aufregende Zeit. 

...und nun?

Ja, nun sind wir verheiratet. Mann und Frau. Als mein Papa mich 12 Uhr im Standesamt nach vorn geführt hat und wir uns dort das erste Mal in unseren Outfits gesehen haben, lagen wir uns weinend in den Armen. Wir haben unzählige Tränen vergossen, unsere Eheversprechen vorgetragen und uns einfach nur auf uns konzentriert. Noch nie waren wir so aufgeregt und glücklich zugleich.
Wir hatten keinen Stress, keine Hektik, kein Ablaufplan. Einfach nur wir.
Unsere Familien haben so viele kleine Überraschungen für uns organisiert, niemals hätten wir damit gerechnet. Wir wunderschöne Reden gehört, bei jeder liefen die Tränen vor Freude und Rührung.
Meine Schwägerin hat eine Präsentation entstehen lassen, die Bilder von uns als Rückblick zeigen. Von der Geburt an bis jetzt. Kein Auge ist trocken geblieben, es war unbeschreiblich.

Am Ende war es ein Tag voller emotionaler Höhepunkte, der schönste Tag in unserem bisherigen Leben. 

Nun haben wir zwei Wochen Urlaub und werden diese dafür nutzen, um alles erstmal zu verarbeiten, die Bilder zu begutachten und die ersten Tage als Mann und Frau zu genießen.

Es war die wohl aufregendste und nervenaufreibendste Zeit, die ich bisher erlebt habe. 
Mein Fazit? Ich würde es immer wieder so machen.
Wir haben einen Tag erlebt, der für uns nicht hätte schöner sein können. Wir hatten dadurch, dass wirklich nur der allerkleinste Familienkreis anwesend war die Möglichkeit, viel Zeit mit jedem Einzelnen zu verbringen und das war rückblickend für mich das Allerschönste. Keiner hatte das Gefühl, uns nur kurz für die Glückwünsche drücken zu können und dann war es das. Wir haben wunderbare Gespräche geführt, uns weinend in den Armen gelegen und jedes noch so kleines Detail dieses Tages aufgesaugt.

Hört immer auf euer Bauchgefühl. Immer! Natürlich wäre die Hochzeit im September sicher auch wunderschön geworden. Zweifel habe ich daran nicht. 
Aber nach den ersten Monaten Planung war klar, dass es nicht das ist, was wir wirklich wollen. Wir haben eine schöne Hochzeit auf die Beine gestellt, die aber nicht unsere Traumhochzeit war. Egal wie viel wir planen, es geht doch um uns. Es braucht diesen ganzen "Schnickschnack" nicht, auch, wenn das Planen Spaß gemacht hat. Für jemand anderen würde ich das gerne noch einmal machen. Doch für meine eigene Hochzeit war es einfach zu viel. 

Ich bin einfach nur unwahrscheinlich glücklich, dass wir den Mut hatten, unsere Pläne über Bord zu werfen und auf unser Herz zu hören. 

Denn es war die richtige Entscheidung.

PS: Josephine, Sophia und Maria. Wenn ihr das lest, wir könne euch nicht genug danken für die letzten Monate. Wir sind so glücklich, euch an unserer Seite zu wissen und sind unbeschreiblich froh, dass ihr uns an diesem unvergesslichen Tag begleitet habt.
Wir lieben Euch. ♡









1 Kommentar:

  1. Ich finde euren Schritt so mutig! Wenn nur ich bei jns entschieden hätte, wäre es wohl in etwa genauso wie bei euch gewesen. Aber der Herzmann wollte lieber eine schöne Feier. Zwar auch nicht so groß, aber dafür richtig. Naja, man muss auch Kompromisse eingehen. Aber ich finde es super, dass ihr so euren Weg gegangen seid.

    Liebe Grüße, Katrin

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